Harald Kretzschmar Zeichnungen | Rainer Kessel Skulptur

Zwei starke künstlerische Handschriften

Ausstellung vom 29. Mai  bis 26. Juni 2016 .  Geöffnet samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr und zu den Veranstaltungen des Kultraums.

Ein Zeichner und ein Bildhauer, einer, der Figur und Raum mit traumwandlerischer Sicherheit in Linie und Fläche, und einer, der dies mit ebensolcher Sicherheit in dreidimensionale Figur umsetzt – beide tun das sinnlich und gültig, kraftvoll und lebenssatt, lustvoll und souverän.

 

Harald Kretzschmar, gerade 85 geworden (wir gratulieren!), ist als Porträtist, Autor, Feuilletonist, Bibliophiler, Karikaturist eine Institution. Ein Augenmensch, welcher auch im Urlaub und auf Reisen selbstverständlich diese beiden korrespondierenden Organe: Das beobachtende Auge und die zeichnende Hand nicht abstellen kann noch will. Ausführliches Künstlerporträt

Ganz im Sinne von Adolph Menzel: „Alles ZEICHNEN ist nützlich, und ALLES zeichnen auch!“ verleiht er, ausgerüstet mit profunder Kenntnis von Geschichte, Kultur und Mythologie der jeweiligen Gegend, dem Augenblick Dauer, indem er ihn neu sieht und in seiner unverwechselbaren grafischen Sprache fest hält. Medi terra, die Traumlandschaften rund um das Mittelmeer sind zugleich uralte Handelswege und Hochkulturen, betonierte Touristenparadiese der Wohlständigen und verzweifelte Fluchtrouten der Ärmsten, postkartenbunte Bilderbuchstrände und Boden- Spekulationswüsten, übermannshoch abgeschottete Privatoasen und pittoreske Ansiedlungen freundlicher, lebenslustiger Leute, die gemeinhin alles ein wenig lockerer nehmen als die teutonischen Nordlandbewohner, welche, pauschal oder privat, mit Rucksack oder Rollkoffer, in Scharen über die Alpen kommen. Alle diese spazieren dem entspannten gespannten Zeichner wie in einer endlosen Freilufttheateraufführung vor das Skizzenbuch und er füllt es immer wieder mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit und Intensität. Zu Hause dann entstehen nach dem reichhaltigen Fundus von inzwischen fünfzehn mal fünfzig Reisebildern bisweilen grafisch- malerische Großformate, welche aufs Schönste mit den virtuosen Skulpturen des Bildhauers unserer Ausstellung zusammengehen:

 

Rainer Kessel ist ein Berliner des Jahrgangs 55 und hat vor seinem Bildhauerstudium an der Kunsthochschule Berlin zwei ebenso praktikable wie interessante handwerkliche Grundsteine gelegt: Als Stukkateur und dann als Theaterplastiker für die Deutsche Staatsoper Berlin. Seit 1985 ist er im mecklenburgischen Neu Nantrow ansässig. Seine Reiter, Pferde, Fabelwesen sind im besten Sinne klassisch: mit großem plastischen Können aufwendig und dennoch leicht geformt, elegant und heiter ausgespannt in den Raum, dass es ein Fest und eine Augenlust ist. Die großartige Tradition dieser ebenso beständigen wie anspruchsvollen, kostbaren wie unverwüstlichen, schwerelos formbaren Mischung aus Zinn und Kupfer wird in den Figuren lebendig, Die antiken Mythen von Macht und Begehren, Sinnenlust und Transzendenz, bukolischem Spiel und geharnischtem Ernst kehren wieder im Lichterspiel der edlen patinierten Bronzeoberflächen. Kessels Kinder reiten wie zu allen Zeiten auf den muskulösen Pferderücken, die hinterm Atelierfenster in der vorpommernschen Weite grasen. Die fragile Balance von Dynamik und Gleichgewicht gehören zum Geheimnis guter Plastik wie dieser: Abbilder Mensch und Tier, ebenso schön wie verletzlich.

 

Aus einem zweiten, ganz eigene Werkkomplex Rainer Kessels ist wenigstens eine kleine Arbeit in unserer Ausstellung zu sehen: „Geburt eines Helmkopfes“ ist Teil einer Familie bedrohlicher Zwitter- Häupter von Mensch und Verpanzerung, Mimik und Erstarrung, wo in der klassischen Form auch die ganz aktuelle, ganz nahe Gewalt aufscheint, die Menschen Menschen antun.

 

Als hätten dreitausend Jahre letztlich doch immer vergeblichen Kämpfens und Schlachtens sie / uns nichts gelehrt, geht das Kämpfen und Schlachten weiter, ersaufen vielleicht gerade eben wieder Menschen im Mittelmeer unter der mediterranen Sonne, erlebten wir eine zweite Zerstörung Babylons und Palmyras. Das Echo all dessen schwingt, denke ich, auch mit in diesen zwei starken künstlerischen Handschriften – die Ausstellung ist eröffnet.

Rainer Ehrt (Mai 2016)

 

Aktuelle Kritik in den »  Potsdamer Neuesten Nachrichten: „Manchmal passt einfach alles perfekt zusammen, der Raum, die Personen, die Werke….. vielleicht die beste Ausstellung bisher“

 

Weiterer Bericht zur Aussstellungseröffnung bei TKS.TV

Landarbeiterhaus Kleinmachnow, Zehlendorfer Damm 200, 14532 Kleinmachnow.
Verkaufsausstellung. Finissage am 26. Juni um 17 Uhr.

 

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