Lehmann-Brauns | Roepke

Die Arbeiten der renommierten Berliner Fotografin Anna Lehmann-Brauns korrespondieren in dieser Ausstellung mit den minimalistischen Skulpturen von Jakob Roepke

Schattenräume Raumschatten

Der Oberfläche Tiefe verleihen und die Tiefe an die Oberfläche holen das ist die Arbeit der Kunst. denn bloße gestylte Oberfläche verrät sich schnell, weil sie langweilt und von der nächsten modischen Oberfläche verdrängt wird, aber was in der Tiefe an Assoziatonen, Gedanken und Emotion schlummert, muß eben auch so überzeugend und entschieden an die Oberfläche geholt werden, dass es sichtbar werden kann.

„Nichts ist so tief wie die Oberfläche“ – Paul Valéry

Anna Lehmann-Brauns, geboren in Berlin, ist Absolventin der Meisterklasse von Joachim Brohm, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

 

Die Fotografien von Anna Lehmann- Brauns haben eine atemberaubende Tiefenschärfe der Räume, die sie abbildet. Sie erreicht dies durch lange Belichtungszeiten, denen aber noch eine lange sozusagen innere Belichtungszeit vorangehen muß, denn kein Schatten, kein Anschnitt, kein Detail ist zufällig oder als bloße Zutat ins Bild geraten. Sie sind menschenleer, aber gewissermaßen noch warm vom Fuß- oder Handabdruck der Menschen, die sie geschaffen haben und benutzen. Dieser imaginäre Schatten unbekannter Leute mit ihren alltäglichen Sorgen, Verrichtungen, Träumen liegt wie eine zweite, unsichtbare Belichtung unter der ersten, sichtbaren und macht ihre magische Wirkung aus.

 

Ob Lagerraum einer polnischen Formerei für mehr oder weniger kitschige Gartenfiguren, ob der melancholische letzte Vorhang einer Berliner Kudammbühne vor dem Abriß, ob menschenleere kalifornische Bars im Funzellicht der Nachtbeleuchtung oder im harten Frühlicht des pazifischen Morgens – diese präzise komponierten Tableaus bringen es fertig, konzentrierte Stille und den bunten Lärm des Lebens zugleich auszustrahlen.

 

Jakob Roepke studierte an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und absolvierte danach ein Gaststudium am Edinburgh College of Art. Er lebt und arbeitet seither in Berlin.

 

Jakob Roepkes plastische Abstraktionen kommen leise daher und beinahe ganz ohne Farbe aus, aber eben nur beinahe – denn das ist das Entscheidende: Bei genauerem Hinsehn und Hinfühlen eröffnet sich ein Riesenspektrum feinsten Oberflächenspiels, zartester Schattenfarben und delikatester Glanzeffekte. Dies hat nicht nur zu tun mit dem Zauber von Kristallen, wie sie aus Zufall und Naturgesetzen geformt werden, oder mit dem Schimmer von Perlmutter oder Elfenbein, wie ihn die Natur hervorbringt, sondern wird aus der Tiefe eines strengen Gestaltungsprozesses herausgearbeitet und im doppelten Sinne viel-schichtig: Zum Einen aus der unendlichen Fülle von plastischen Möglichkeiten herausgearbeitete Symmetrien oder Asymmetrien, Halbreliefs abstrahierter Landschaften oder kleine Vollfiguren wie zu klaren weißen Prismengeschwistern verdichtete Flammen, Gewächse, Gestalten; und zum Anderen vielschichtig in einem langen Prozeß des Übermalens, Schleifens und Polierens mit eben jenem Oberflächenreiz versehen, welcher ihre besondre Qualität ausmacht.

 

Aus der Rede von Rainer Ehrt zur Eröffnung der Ausstellung am 10. März

Bilder: Wolfgang Meier-Kühn, Die Brücke Kleinmachnow, Anna Lehmann-Brauns

Ausstellung vom 10. März  – 14. April 2019

geöffnet Sa / So 14 – 18 Uhr sowie nach Vereinbarung und zu den Spielzeiten von KultRaum e.V. (www.kult-raum.de)

 

Landarbeiterhaus Kleinmachnow, Zehlendorfer Damm 200, 14532 Kleinmachnow

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