Fridolin Frenzel †

Fridolin Frenzel im Kreise von Kleinmachnower Kunstfreunden – bei der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft im Kunstverein.  Bild: Privat

Fridolin Frenzel zum Gedenken

 

Fridolin Frenzel, Gründungs- und Ehrenmitglied des Kleinmachnower Kunstvereins Die Brücke, hat 2013 mit seiner Ausstellung „Das geteilte Haus“ den neuen Kunstort Landarbeiterhaus in Kleinmachnow eröffnet. Nun ist er am 6. September 2019 in Kleinmachnow gestorben.

 

Geboren 1930 in Thüringen, erprobte er in der harten Nachkriegszeit in vielfältige Notberufen, das tägliche Überleben zu sichern; als Landarbeiter, Bergarbeiter, Glasmaler, Straßenbahnschaffner, Lehrer, Buchillustrator. Nach dem katastrophalen Scheitern der deutschen Weltmachtträume kehrten viele gerade noch verfemte deutsche Expressionisten als Lehrer an die Weimarer Hochschule für Baukunst und bildende Künste zurück. Frenzel war einer ihrer ersten Schüler. Bevor diese Lehrer unter umgekehrten Vorzeichen dort wieder unerwünscht waren, konnte für ein kleines Zeitfenster die Freiheit der künstlerischen Auffassung und die Autonomie der Bildsprache vermittelt werden, und diese Freiheit war es auch, die sich der Maler Fridolin Frenzel über sechzig Schaffensjahre bewahrt hat.

 

Dem stalinistischen Kunst- Diktat im Osten entflohen, begegnete er im Westen der Fünfziger Jahre einem ähnlich doktrinären Diktat der Abstraktion, welche zum Ausdruck der Freiheit verklärt wurde. Freiheit aber ist, wie Fridolin Frenzel, unbeirrt von kalten Kriegen und von Markt- Moden seinen künstlerischen Weg zu gehen, unverdrossen sechs Jahrzehnte malend durch die Schluchten der deutschen Nachkriegsgeschichte vom thüringischen Flecken Hopfgarten in den Weimarer Zeichensaal über die erzgebirgischen Urangruben hinüber nach Krefeld in die Meisterklasse von Georg Muche, von Frankfurt am Main mit Frau und den zwei Töchtern nach Oberbayern und später auf der Suche nach neuen künstlerischen Wegen im Westberliner Zweit- Atelier.

 

Mit dem Blick über das kahle Kulturforum, die rissigen Gründerzeit – und die glatten Wirtschaftswunderfassaden ließ es sich großflächig und ungestört arbeiten. In einem langen fruchtbaren Künstlerleben wandelte sich seine Bildsprache, aus der Tradition des Bauhauses kommend, von expressiv- malerischen Anfängen zu dramatischen großformatigen Zeichnungen zu einer freien und kühnen malerischen Alters- Bildsprache: Serien von Stadtbildern, Menschenbildern, Fensterbildern, Blumenbildern, Waldbildern.

 

Schließlich 1996 die Einfahrt in den Kleinmachnower Heimathafen: Ein eigenes puristisches Atelier- Traumhaus am Stadtrand unter alten Kiefern (und ein paar neue hat er übrigens auch noch dazu gepflanzt). Dieses Haus war kein anonymes käufliches Quartier, kein geschmackloses neureiches „Eigenheim“, kein auf Rendite getrimmtes Anlageobjekt, sondern sein eigenster stiller Ort zum Malen, Holzschneiden, Lesen, Denken, Ruhen; ein Ort, den er aber immer auch gern teilte: Mit Gästen, mit den vielfältigen Seiten seines markanten Wesens, mit dem lichtdurchfluteten Tag oder mit dem Mondschein. Herein und heraus braucht es große Türen: Seine waren meist offen, für seine ungestillte Neugier auf Menschen, für Poesie, Reflexion und Erkenntnis, für den milden südwestlichen oder den kalten nordöstliche Wind, welcher dem verehrten Dichter Hölderlin am liebsten war, „Weil er feurigen Geist und gute Fahrt verheißet den Schiffern“. –  Leb wohl, Fridolin.

 

Rainer Ehrt, September 2019